MUSCHELSEIDE
Muschelseide ist der gereinigte und gekämmte Faserbart (Byssus) der Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis L.). Obwohl seit der Antike bekannt, ist ihre Geschichte kaum erforscht. Bei diesem Projekt untersuchen wir biologische, historische, und textilarchäologische und biologische Aspekte. Nach der Erstellung des Inventars liegt der Schwerpunkt auf der sprachlichen Analyse der Begriffe Byssus und Muschelseide in verschiedenen Sprachen und zu verschiedenen Zeiten.
Das 1998 initiierte Projekt Muschelseide verfolgt drei Ziele: Erstellen eines Inventars, Erforschung der Geschichte dieses kostbaren Textilmaterials, und Dokumentation der noch vorhandenen Zeugnisse des praktisch ausgestorbenen Handwerks.
Das Inventar umfasst heute rund 60 Objekte aus dem 14. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Geschichte und Dokumentation sind auf der umfangreichen und laufend ergänzten Projektwebsite www.muschelseide.ch festgehalten.
Unser Forschungsschwerpunkt liegt nun auf der sprachlichen Analyse. In der Antike und bis zur Renaissance bezeichnete Byssus ein Gewebe aus feinstem Leinen. Im 16. Jahrhundert wurde der Faserbart der Pinna als Byssus bezeichnet – in Analogie zum Byssus der Antike. Seither wird der Begriff Byssus (ital. bisso) auch für Muschelseide verwendet, was zu Missverständnissen und Fehlzuschreibungen führt. Aktuelle Forschungsfrage: Wie wurde die Muschelseide in der Antike, in verschiedenen Sprachen und zu verschiedenen Zeiten genannt?