Evolution der Wiederkäuer
Vor rund 22 Millionen Jahren war Westeuropa eine Art Experimentierregion für die Evolution der Wiederkäuer. Mehrere Arten haben sich entwickelt und kamen sehr häufig vor. Ihre wichtigsten Merkmale: Sie hatten keine Geweihe, dafür aber Säbelzähne. Tausende von Fossilien aus dieser Zeit sind bekannt, jedoch noch nicht gänzlich verstanden.
Aussergewöhnlich sind die Fundstellen Montaigu-le-Blin in Frankreich und Ulm-Westtangente in Deutschland. Tausende sehr gut erhaltene Reste von Wiederkäuern wurden dort gefunden – vom kompletten Schädel über Kiefer bis hin zu Skelettteilen.
Wir untersuchen diese Fossilien, um diese Arten besser zu verstehen. Sie sind eine wichtige Gruppe von Wiederkäuern, aus der sich die modernen Familien entwickelt haben. Da sie sehr primitiv aussehen, sind sie auch schwierig zu untersuchen. So tragen sie weder Geweihe noch Hörner, normalerweise gute Erkennungsmerkmale. Dafür besitzen sie verlängerte obere Eckzähne.
Fünf Arten wurden in den letzten 170 Jahren beschrieben. Dennoch ist eigentlich wenig bekannt. Mit zwei bedeutenden Fundstellen und derart viel Material bieten diese Sammlungen ein wunderbares Fenster mit Blick auf die Anpassung der frühen Wiederkäuer.
Wir vermessen Zähne und Knochen und untersuchen die Schädelmerkmale, um die Arten statistisch unterscheiden zu können. Des Weiteren versuchen wir, die Arten im Kontext der Evolution und der morphologischen Variabilität zu beurteilen. Anschliessend vergleichen wir das Material dieser zwei reichen Fundstellen, um eine biogeographische Analyse durchführen zu können.