Provenienz-Forschung

Menschliche Skelette und Mumien stellen naturgemäss eine sensible Gruppe dar, da es sich um die materiellen Überreste verstorbener Personen handelt. Das Naturhistorische Museum Basel hat sich zum Ziel gesetzt, die Herkunft sowie die Art des Erwerbs und des Sammelns von menschlichen Skeletten und Mumien zu untersuchen und offenzulegen.

Museumssammlungen haben in der Regel eine lange Entstehungsgeschichte. Zum Teil gehen solche Bestände bis ins 17. Jahrhundert zurück. Nicht immer berücksichtigten Forschende beim Erwerb die zeitgenössischen Gesetzgebungen. Begriffe wie Sammlungsstrategien und -richtlinien erhielten erst viel später eine Bedeutung.

Problematisch sind die Sammlungen, die im Verlauf der Kolonialzeit angelegt wurden. Hier konnte das zeittypische Überlegenheitsgefühl Forschende dazu verleiten, menschlich anständiges und gesetzeskonformes Verhalten zu vernachlässigen, um seltene Objekte für die eigene Sammlung zu gewinnen.

Heutzutage durchleuchten Museen ihre Sammlungen, um die Herkunft und Erwerbsweise der Objekte zu überprüfen. Problematisch ist jedoch, dass die Umstände des Erwerbs gerade bei alten Sammlungsbeständen häufig nur lückenhaft dokumentiert sind. Um diesen Missstand zu beheben, bleibt uns nur der Weg über forschungsgeschichtliche Recherchen zum jeweiligen Sammler. Geben Tagebücher, Briefe, Forschungsberichte oder Publikationen Einblick in die Sammlungstätigkeit? Hat er sich als Sammler integer verhalten? Um diese Fragen zu beantworten, sind historische Recherchen notwendig.

Das International Council of Museums (ICOM) liefert mit seinen ethischen Richtlinien die Grundlagen für eine wissenschaftlich und ethisch korrekte Sammlungsstrategie.

Forschungsprojekt «Going Home?»

Menschliche Überreste im Naturhistorischen Museum Basel und im Museum der Kulturen Basel

Im Naturhistorischen Museum Basel und im Museum der Kulturen werden mehr als 2'500 menschliche Überreste aufbewahrt, deren Herkunft ausserhalb Europas liegt. Diese wurden grösstenteils in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch unterschiedliche Forscher gesammelt und anschliessend dem Museum für Völkerkunde Basel (heutiges Museum der Kulturen) übergeben. Ein Teil dieser Sammlung ging 1971 in das Naturhistorische Museum Basel über, während ein kleinerer Teil im Museum der Kulturen verblieb. Dabei handelt es sich um menschliche Überreste, die modifiziert wurden und denen daher eine ethnologische Bedeutung zugesprochen wurde.

Die historische Verbindung zwischen den Sammlungen des Naturhistorische Museums Basel und dem Museum der Kulturen wird besonders bei 42 menschlichen Überresten und damit zusammenhängenden 47 Objekte aus Sri Lanka deutlich, die den Veddah zugeordnet werden. Diese wurden zwischen 1883 und 1936 zusammengetragen und dem Museum der Kulturen überlassen.

Laufzeit: März 2023 bis Februar 2024

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